Erdbebenversicherung in der Schweiz – sinnvoll oder überflüssig?

Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) schätzt die Erdbebengefährdung in der Schweiz im europäischen Vergleich auf mittlerem Niveau ein. Das heisst, dass starke Erdbeben bis zu einer Magnitude von 7 oder höher möglich sind. In unserem Nachbarland Italien schätzt man das Erdbebenrisiko jedoch weit höher ein, weshalb man in der Schweiz von einer mittleren Gefahr ausgeht.

Wer zahlt im Schadenfall?

17 kantonale Gebäudeversicherer verfügen im Schadenfall gemeinsam über einen Erdbebenpool mit einer Summe von 2 Milliarden Franken. Dieser erbringt im Schadenfall auf freiwililger Basis Leistungen. Der Kanton Zürich gewährt jedoch «nur» 1 Milliarde im Falle eines Erdbebens. Kantone ohne kantonale Gebäudeversicherung, wie z.B. Tessin verfügen über gar keine Deckung!

Diese Garantiesummen (1 oder 2 Milliarden) gelten pro Schadenfall für ALLE Geschädigten zusammen. Sind also bei einem Erdbeben viele Häuser betroffen, muss der Geschädigte mit Kürzungen rechnen. Zudem ist die Voraussetzung für eine kantonale Entschädigung abhängig von der Stärke des Erdbebens, welche 7 oder mehr auf der Skala anzeigen muss. Beben unter 7 können aber bereits beträchtliche Schäden verursachen.

Nicht unwesentlich dürfte dabei auch der Selbstbehalt im Schadenfall von 10 % der Versicherungssumme jedoch mind. CHF 50’000.00 sein. Das kann somit eine teure Sache werden.

Ein Schadenbeispiel

Bei einem Erdbeben werden die elektrischen Einrichtungen beschädigt (z.B. durch einen Riss) und diese verursachen einen Kurzschluss, welcher zu einem Feuer führt. Trifft es ein Industrie-, Gewerbe-, oder Bürogebäude ergibt sich nebst dem Gebäudeschaden auch ein Sachschaden an Waren und Einrichtungen sowie ein Betriebsunterbruch mit Ertragsausfall und Mehrkosten. Aber Achtung: weil die ursprüngliche Ursache ein Erdbeben war, wird der Feuer-Versicherer ohne Erdbebendeckung keine Entschädigung leisten.

 

Was geschieht mit einer allfällig noch bestehenden Hypothek?

Ohne Versicherung tragen die meisten Haus- bzw. Wohnungsbesitzer ein doppeltes Risiko: Einerseits verlieren sie bei einem schweren Erdbeben ihr Wohneigentum, andererseits sitzen sie trotzdem auf einer Hypothek, die trotz Schadenfall weiter finanziert werden muss. Ein Albtraum: Das Haus ist weg und die Schuld bleibt.